Geschichte der Kirchengemeinde

Noch jung und kurz scheint die Geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Schwarzenfeld auf den ersten Blick.
Und dennoch gehen ihre Anfänge bis in die Tage der Reformation zurück.
Schon in den ersten Jahren jener Bewegung, die wie ein
Lauffeuer Deutschland durcheilte, wurde in der Oberpfalz und
auch in Schwarzenfeld der Ruf nach Erneuerung der Kirche
laut. Als dann Ottheinrich von Heidelberg 1557 seine erste
Visitation in Schwarzenfeld durchführen ließ, wird als
evangelischer Pfarrer Sigmund Springinklee genannt, der
wegen seines Glaubens aus Burglengenfeld flüchten musste.
Von 1557 bis 1627 gehörte Schwarzenfeld der Superintendentur Nabburg als eigene evangelische Pfarrei an.
Der Ort teilte in diesen Jahrzehnten die bewegte Geschichte der Oberpfalz und erlebte den wiederholten und erschütternden Religionswechsel, der mit der Regierung des frommen Fritz eingeleitet wurde, bis schließlich im 30jährigen Krieg alles evangelische Leben ausgelöscht wurde. Erst mit dem Bau der Eisenbahn von Schwandorf nach Weiden kamen wieder Evangelische als Mitbürger nach Schwarzenfeld. Vor dem Ersten Weltkrieg zählt man am Ort 25 evangelische Christen.
Die geistliche Betreuung war dem Reiseprediger von Schwandorf aufgetragen. In den dreißiger Jahren wurden das VAW Flussspatwerk Stulln und das Buchtalwerk angesiedelt. Die Zahl der Evangelischen stieg auf 117.

Am Sonntag, 25. Mai 1941, feierte Pfarrer Seifert aus Schwandorf hier den ersten evangelischen Gottesdienst in der alten Schule neben der katholischen Kirche. Er erteilte auch den evakuierten Kindern, die im Miesbergkloster untergebracht waren, evangelischen Religionsunterricht. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wuchs die evangelische Gemeinde in Schwarzenfeld 1946 durch das Einströmen der Heimatvertriebenen, vor allem aus Schlesien, Ostpreußen und dem Sudetenland. auf 484 und 1950 sogar auf 516 Seelen an.

Als im Mai 1947 dem Pfarramt Schwandorf Vikar Klaus Bruch als Amtsaushilfe mit Sitz in Nabburg zugeteilt wurde, gehörte auch die Seelsorge in Schwarzenfeld und Stulln zu seinen Aufgaben. Gottesdienste wurden im katholischen Jugendheim, in der alten katholischen Kirche in Stulln, in der Kirche in Wölsendorf und in einem Schulzimmer in Schmidgaden gefeiert. Doch auch der Saal im katholischen Jugendheim war nur eine Notlösung, denn er hatte noch anderen Zwecken zu dienen. So mussten die Gottesdienste in der Vorfastenzeit alljährlich unter Faschingsgirlanden stattfinden, während einmal sogar ein richtiger Boxring die Kulisse zum Gottesdienst abgab.
Vikar Fritz Niedermaier. der in der Zeit von 1950 bis 1955 amtierte, davon die letzten zwei Jahre als Pfarrer, bemühte sich um einen eigenen Gottesdienstraum.

Eine Baracke der Firma Industriegas Georg Tyczka am Miesberg war die letzte Übergangslösung, bevor nach schwierigen Verhandlungen und gegen mancherlei Widerstand im April 1952 ein Kirchbauplatz neben dem Friedhof erworben werden konnte. Noch im gleichen Jahr erfolgte die Grundsteinlegung am 16. November durch Dekan Erhard, Sulzbach-Rosenberg. Groß war die Freude der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde, als am Sonntag, dem 18. Oktober 1953, der Oberhirte des Kirchenkreises, Kreisdekan Wilhelm Koller, das mit einem Kostenaufwand von 92000 DM erstellte neue Gotteshaus einweihen konnte. Vikar Niedermaier hielt an der bisherigen Gottesdienststätte im Saal des katholischen Jugendheimes die Abschiedsfeier, ehe sich ein langer Zug zur neuen Kirche bewegte. Dekan Seifert kam aus Windsbach mit einer Abordnung des dortigen Kirchenvorstandes, die als Geschenk ihrer Gemeinde für die neu erbaute Diasporakirche Abendmahlsgeräte mitbrachten.

Mit dem Anwachsen der evangelischen Gemeinde in Schwarzenfeld drängte man auch immer mehr nach der Errichtung einer eigenen Konfessionsschule. Nach manchen Auseinandersetzungen gelang dies schließlich mit Beginn des Schuljahres 1953/54. Doch sollte diese Schule wegen des bald einsetzenden Geburtenrückgangs keinen langen Bestand haben. Auf eigenen Antrag wurde die evangelische Schule wieder am Ende des Schuljahres 1966/1967 aufgelöst. Die kleine Flüchtlingsgemeinde bemühte sich in den fünfziger Jahren, ihr Gotteshaus vollständig einzurichten. 1957 wurde mit der Firma Georg Holländer, Feuchtwangen, ein Orgelbauvertrag abgeschlossen. Professor Wilhelm Högner aus München hatte eine Disposition über zehn Register auf zwei Manualen und Pedal erstellt. Die Kosten von 11 948 DM waren von der Gemeinde nicht zu tragen; außerdem stellte sich bald heraus, dass die Empore das Werk nicht aufnehmen konnte. Um überhaupt eine Orgel zu erhalten, musste die Empore verbreitert, die Registerzahl aber auf fünf verringert werden, musikalisch bis heute eine unbefriedigende Lösung. Die finanzielle Einsparung beim Orgelbau bildete den Grundstock für die Beschaffung des Geläutes für die Christuskirche. 1962 konnte ein Ausflug zur Glockengießerei in Erding stattfinden. In feierlichem Zug wurden am l. Juli 1962 mit einer Wagenkolonne von zwanzig Autos die Glocken eingeholt, von Dekan Wiedemann aus Sulzbach-Rosenberg geweiht und in einem festlichen Gemeindenachmittag die Erklärung der Inschriften vorgenommen. Die größte Glocke wiegt 602 kg und wurde auf den Ton „g“ gestimmt. Sie ist die Betglocke und trägt die Aufschrift: „Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Die mittlere ist die Sterbeglocke. Sie wiegt 365 kg, ist auf den Ton „b“ gestimmt und trägt die Inschrift: „Ich will meinen Geist in Euch geben, dass Ihr wieder leben sollt.“ Die kleinste Glocke, die Tauf- und Trauglocke, wiegt 262 kg, ist auf den Ton „e“ gestimmt und hat die Aufschrift: „Ich will Euer Gott sein und Ihr sollt mein Volk sein.“ Inzwischen hatte sich auch die Personalsituation geklärt. Am 2. Mai 1962 beschloss die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern die Errichtung einer zweiten Pfarrstelle Nabburg mit Sitz in Schwarzenfeld, die mit Wirkung vom l. November 1962 dem bisherigen Stadtvikar Hans Schrödl verliehen wurde. Als Sprengel für den zweiten Pfarrer wurden nachstehende politische Gemeinden festgelegt: Schwarzenfeld, Altendorf. Altfalter, Dürnersdorf, Fronhof, Frotzersricht, Pretzabruck, Schmidgaden, Schwarzach, Stulln, Trisching, Weiding und Willhof. Anfänglich wohnte der neue Pfarrer im zweiten Stock eines neu erbauten Geschäftshauses, doch wurde bald der Bau eines Pfarrhauses notwendig, das am 27. Oktober 1963 seiner Bestimmung übergeben wurde. Mit dem äußeren Aufbau ging das innere Wachstum der Gemeinde Hand in Hand. So wurden neben den Gottesdiensten, den Bibelstunden, der kirchlichen Unterweisung auch regelmäßige Frauen- und Männerstunden eingeführt. Anfang der sechziger Jahre wurde ein Kirchenchor gegründet. Am Erntedankfest 1964 spielte der neu gegründete Posaunenchor unter Leitung von Alfred Wildenauer erstmals im Gottesdienst.

Infolge all dieser Aktivitäten wurde der bisher an die Christuskirche angebaute Gemeinderaum zu klein. Der geplante Erweiterungsbau konnte schließlich im Jahre 1966 in Angriff genommen werden, und am 31. Dezember 1966 wurde das neue Gemeindezentrum seiner Nutzung zugeführt. (Unter Verwendung der „Chronik Schwarzenfeld“ mit freundl. Genehmigung des Verfassers Oswald Wilhelm)

Außer den Sonntagsgottesdiensten um 09.30 Uhr finden auch Kindergottesdienste und Treffen der Mutter-Kind-Gruppen und der Jungschar statt. Weitere wichtige Zusammenkünfte der Gemeinde im Kirchenjahr sind Gemeindefeste, die mit Ausflügen abwechseln, sind Konzerte des Kirchenchors und des Posaunenchors. Zu nennen ist auch der Abend zum Reformationsgedenken, der jahrelang zusammen mit den Gemeinden Nabburg und Pfreimd in der Kantine des Stullner VAW-Werkes begangen wurde. Der jeweilige Gastreferent nahm meist zu Fragen reformatorischen Christseins oder zu solchen der lutherischen Diaspora Stellung. „Heute beten – von Luther lernen“, „Die lutherischen Siebenbürger – Christen im Sozialismus“ waren dafür kennzeichnende Themen. Kirchen- und Posaunenchor bildeten dabei den musikalischen Rahmen. Für die Frauen der Gemeinde ist der Weltgebetstag Anfang März ein wichtiger Termin, der seit über zwanzig Jahren ökumenisch begangen wird. Auch in Stulln treffen sich die Frauen seit 1998 zum Weltgebetstag im katholischen Pfarrheim, wobei auch ein ökumenischer Kindergottesdienst angeboten wird. Der Gemeindebote, der früher mit dem Pfarramt Nabburg herausgegeben wurde, berichtet seit 1984 speziell über Ereignisse der Kirchengemeinde und gibt auch kirchliche Nachrichten an die Gemeinde weiter.

Zu erwähnen sind noch zwei künstlerische Schöpfungen. Im Gemeindehaus hängt ein Wandteppich, der von Schwarzenfelder Frauen zusammen mit der Paramentik-Werkstatt Neuendettelsau entworfen und gefertigt wurde. Er stellt in Erinnerung an die Flucht aus dem Osten die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten dar. Er erinnert, aus welcher geschichtlichen Situation die Gemeinde hervorgegangen ist. Schwarzenfeld ist eng mit dem Buchtalwerk und dessen Keramikplattenherstellung verbunden; davon zeugt auch die Altarwand der Christuskirche. Sie zeigt uns den Christus der Offenbarung; er sitzt als Weltenrichter auf dem Thron und spricht: „Siehe, ich mache alles neu.“

Aus: Evang.-Luth. Dekanat Sulzbach-Rosenberg. Evangelische Gemeinden in der Oberpfalz. Porträt eines Dekanatsbezirkes (aktualisiert)

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